Geburt
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Bendix Kruse, zuhause geboren am 02.12.2008 um 00:14 Uhr mit 4.060 g und 53 cm, KU 38 cm


Diese Schwangerschaft war genauso schön, wie die beiden voraus gegangenen. Keine großartigen Wehwehchen, eine schöne runde Kugel, die mit Genuß in figurbetonten Klamotten zur Schau getragen wurde.

Die anfänglich tief sitzende Plazenta wanderte mit den Wochen artig weit genug hoch, so daß einer erneuten Hausgeburt nichts im Wege stand.

In der 10. Woche wurde der voraussichtliche ET festgelegt: 02.12.2008. Nach meiner Berechnung würde es der 05.12. sein, wir waren also sehr gespannt. Rein vom Gefühl her sollte der kleine Schatz eher später schlüpfen, so wie seine Geschwister auch.

Am 30.11.08 haben wir noch mit Freunden Kekse gebacken. Anschließend ziepte mir der Bauch schon etwas vom langen Stehen, aber sonst war alles ruhig. Keine Übungswehen wie damals bei Simon. Der Bauch hing nun allerdings schon so tief, daß ich beim Treppen laufen mit den Oberschenkeln dagegen stieß zunge Ich war immerhin bei 113cm Umfang angekommen!

Am Montag den 01.12.08 hatte ich dann nachmittags noch die Bude voll – 3 Mütter unserer Zwergenrunde mit ihren insgesamt 6 Kleinkindern waren zu Besuch und brachten Leben ins Haus. Um 17:30 Uhr verließen uns die letzten Gäste und das Abendessen wurde zubereitet. Der Bauch zog ein bißchen, von Wehen aber weiterhin keine Spur.

Nachdem die beiden „Großen“ mit uns zu Abend gegessen hatten, brachten wir sie nach oben und vollzogen unser Abendritual. Bei der Gutenachtgeschichte begann der Bauch erstmals zu wehen. Ich habe Laura dann noch einmal „Runa´s Geburt“ vorgelesen und ihr erzählt, daß auch mein Bauch gerade ein bißchen zwickt und vielleicht in dieser Nacht das Baby zu uns kommt.

Etwa eine halbe Stunde nach dem Zubettbringen rumpelte es in Laura´s Zimmer und Thomas sah nach ihr. Auf die Frage, was sie dort in ihrer Kiste suchen würde, meinte sie mit der Lernuhr in der Hand, daß sie doch den Wecker stellen müßte, um am nächsten Morgen das Baby zu wecken. Nach einem weiteren Kuß schlief sie dann doch ein.

Thomas und ich setzten uns gemütlich auf die Couch um „Wer wird Millionär“ zu schauen. Gegen Ende der Sendung mußte ich dann doch in 7-10 Minütigen Abständen bewußt schnaufen. Er schaute argwöhnisch zur Uhr und fragte, ob es o.k. wäre, wenn er ein Bier tränke zwinker

Zu Beginn von „Bauer sucht Frau“ wechselte es plötzlich auf 3-4 Minuten, also watschelte ich in die Küche, um meine Hebamme Eva und ihre Kollegin Kristin anzurufen. Kristin wollte gern bei uns hospitieren um die Stimmung einer Hausgeburt aufzunehmen (sie überlegt auch in die Hausgeburtshilfe zu gehen) und im Ernstfall würde sie sich um die Kinder kümmern, falls sie wach werden sollten.

Kristin entschuldigte sich und war sehr geknickt, denn sie hatte ausgerechnet in dieser Nacht Schicht und erst morgens um 6 Uhr Dienstschluß. Ob ich es solange aushalten würde? Nein, sicher nicht. Also mußte es eben so gehen.

Eva war auf keinem der 3 notierten Anschlüsse gleich erreichbar, und während ich nun alle 2-3 Minuten schnaufte, sprach Thomas ihr auf´s Band, daß sie ja im Notfall noch zum Abnabeln kommen könnte, wir würden das schon schaffen cool

Beim 2. Versuch auf ihrem Handy klappte es dann doch und sie machte sich gleich auf die Socken. Das war um kurz nach 21:30 Uhr. Inzwischen war es aber spiegelglatt geworden, so daß sie über eine halbe Stunde brauchte um bei uns anzukommen. Um ca. 22:15 Uhr hatte sie dann all ihre Utensilien herein geschafft und machte es sich im Sessel bequem, um mir zu lauschen.

Kaum saß sie dort, wollte Bendix es so richtig wissen und legte nun großen Nachdruck auf die Wehen. Aber mit Thomas´ herrlich warmen Händen auf dem Kreuzbein konnte ich mich ihnen ganz hin geben und spürte, wie sich der kleine Mann seinen Weg bahnte.

Die Ecke, in der schon Simon das Licht der Welt erblickte, war mit Folie gesichert und weich gepolstert. Man stellte mir einen Küchenstuhl hin und ich konnte in der Hocke weiter arbeiten und vor mich hin tönen.

Insgesamt 3x kontrollierte Eva mit dem Doptone die Herztöne und murmelte nur immer wieder „unglaublich, dieses Kind!“ Als ich fühlte, daß es nun fast geschafft war, streichelte ich in einer kurzen Wehenpause den Bauch und sagte: „Komm, mein Schatz, trau dich und komm zu uns!“ Dann setzte ich ein Knie auf die Erde, stellte den anderen Fuß auf und gab mich noch einmal ganz bewußt den Wehen hin, versuchte jede Faser meines Körpers zu entspannen. Im Hintergrund spielte der CD-Player leise Meditationsmusik von „Buddha & Bonsai“.

Unter einer besonders kräftigen Wehe erzeugte Thomas mit den Händen auf dem Kreuzbein einen Gegendruck, woraufhin ich ihn mitten im tiefen Tönen anfauchte, daß er das sein lassen soll. Er war ganz erschrocken, lockerte den Druck aber sofort. Einen Moment später hörte ich ihn zu Eva flüstern: „Mein Gott, so viel Kraft!“

Um Mitternacht platzte dann die Fruchtblase und die Presswehen setzten ein. Ich öffnete meine Kehle, machte mich ganz weich und schob erst vorsichtig, dann mit Nachdruck mit. Als der Kopf durch trat, brannte es ein bißchen, aber ich schob langsam weiter und schon war er ganz da. Mit der nächsten Wehe wurde der Körper geboren und ich konnte meinen Schatz zwischen meinen Füßen streicheln und kurz darauf aufnehmen. Thomas setzte sich mit dem Rücken an die Couchrückwand, ich kuschelte mich mit unserem Kind auf der Brust in seinen Schoß.

So wurde unser Sohn Bendix geboren um 00:14 Uhr genau am per US festgelegten ET, den 02.12.2008.

Wir kuschelten, schnupperten und fühlten unser Baby, die Nabelschnur pulsierte in Ruhe aus und Bendix genoß seine erste Mahlzeit an der Brust. Währenddessen spielte das Didgeridoo. Kurz bevor die Plazenta geboren wurde, nabelte Thomas ihn ab. Ich bin nur minimal gerissen, mehr geschürft, es tat nicht weh und mußte nicht weiter versorgt werden.

Thomas versuchte dann seine Eltern zu erreichen, denn sein Papa mußte am Morgen des 02.12. nach Bad Wildungen zur Kur. So hätte er sein 3. Enkelchen vorher noch kurz sehen können. Leider hatten sie das Telefon ausgestöpselt. Als sie am Morgen den Anruf sahen, war es für eine Abstecher schon zu spät.

Wir wechselten dann auf mein Wochenbett-Lager (die zum Bett umgebaute Couch) und staunten weiter, während Eva die Geburtsecke aufräumte und die Plazenta für den nächsten Obstbaum tupperte.

Bei der anschließenden U1 staunten wir dann über die Daten: 4.060g, 53cm und 38cm Kopfumfang!

Thomas zog ihn dann an und kuschelte sich anschließend wieder zu uns. Eva ordnete ihre Sachen, als Laura plötzlich weinte. Thomas ging zu ihr und brachte sie mit ins Wohnzimmer, wo sie ganz ehrfürchtig ihren kleinen Baby-Bruder bestaunte. Ich fragte sie, ob sie mal schnuppern wolle, sie tat es und meinte dann ganz trocken: „Mama, der riecht aber muffelig“ grinsen Nach ein paar Minuten ließ sie sich dann wieder von Thomas betten und schlief wieder ein. Simon war die ganze Nacht nicht ein einziges Mal zu hören.

Eva verabschiedete sich gegen 02:30 Uhr und schlidderte nach Hause. Am späten Vormittag wollte sie dann wieder kommen.

Ich bin so dankbar für diese schönen Hausgeburten mit Eva. Diesmal war es sogar noch schöner, als bei Simon. Ich konnte mich von Anfang an auf die Wehen einlassen, die Übergangsphase habe ich kaum wahrgenommen. Das Gefühl von Geborgenheit und unbändiger Kraft hat alles überwogen, die Zuversicht dieses Kind auf die Welt begleiten zu können. Ich danke Eva für ihre tolle Art der Begleitung. Sie war nicht an mir, aber die ganze Zeit spürbar bei mir. Sie verbreitet eine ungeheuer positive Energie.

Und ich danke meinem Mann. Dafür, daß er mich in meinem Wunsch nach einer Hausgeburt unterstützt hat. Für seine warmen Hände auf meinem Kreuzbein, ohne die ich die Wehen nicht ertragen hätte. Für sein Vertrauen, daß wir das schaffen. Dafür, daß er nicht mit mir gelitten hat und so den Wehenschmerz verstärkte, sondern an die Kraft in mir glaubte. Ich liebe dich über alles, mein Schatz... love